Menschen, die Du kennst
„Manchmal fühlt es sich so an, als ob ich auseinandergezogen würde. Ich will bei meinem Kind sein, aber ich möchte auch meine Arbeit nicht aufgeben.“
Ob Ihre Arbeit mit der Versorgung eines chronisch kranken Kindes zu kombinieren ist, hängt zu einem Teil von Ihrer Situation ab. Aber nicht nur. Es hat auch mit Ihrem Arbeitgeber zu tun, der Ihre Situation mehr oder weniger gut versteht. Das ist nicht immer einfach. In diesem Teil finden Sie Handreichungen, um die Pflege Ihres Kindes und Ihre Arbeit zu kombinieren.
Plötzlich abgerufen
Hat Ihr Kind eine Krankheit, bei der sich die Umstände schnell verändern können? Dann müssen Sie freinehmen können, wenn das nötig ist. Sie haben dabei eigentlich die Garantie Ihres Arbeitgebers nötig, dass es kein Problem ist, wenn Sie abgerufen werden, denn sonst ist die Arbeit psychisch nicht auszuhalten. Wenn Ihr Kind krank ist und Sie weiterarbeiten müssen, geht das zu Lasten Ihrer Arbeit. Besonders wenn Sie und Ihre Partnerin arbeiten ist es wichtig, dass Sie die Arbeit und die Umstände um die Arbeit herum gut geregelt haben. Vielleicht können Sie mit Ihrem Partner absprechen, wer an welchen Tagen besser erreichbar ist und im Notfall nach Hause kommen kann. Ein Netzwerk von Menschen um Sie herum, die im Zweifelsfall einspringen können, ist sehr wichtig.
Weiterarbeiten oder Pausieren?
Arbeit gibt einerseits eine Art Ablenkung und die Möglichkeit zum Kontakt mit Kollegen. Sie haben etwas erlebt, von dem Sie zu Hause berichten können, es macht vielleicht, dass Sie sich nützlich fühlen, und zwingt sie zu einem Tagesrhythmus. Andererseits kann die Arbeit auch eine zu große Belastung sein in einer Zeit, in der Sie viel Energie für Ihr Kind brauchen. Vielleicht denken Sie darum darüber nach, Ihre Arbeit aufzugeben. Überdenken Sie die Vor- und Nachteile gut. Wichtig ist, diese auch mit Ihrer Partnerin und evtl. auch mit jemandem vom Psychosozialen Dienst aus dem Krankenhaus zu besprechen. Damit verhindern Sie, dass Sie aus rein emotionalen Gründen eine Entscheidung treffen, die Sie hinterher vielleicht bereuen.
Immer erreichbar?
Wenn es Ihnen nicht möglich ist, auf Ihrer Arbeit immer erreichbar zu sein, gibt es verschiedene Optionen, die Sie mit Ihrem Arbeitgeber besprechen können. Dafür ist es wichtig, einen guten Kontakt zu Ihrem Arbeitgeber zu haben und diesen zu pflegen:
* Vielleicht können Sie flexibel arbeiten.
* Wenn Ihre Arbeitsaufträge nicht gut zu Ihrer aktuellen Situation passen, können Sie mit Ihrem Arbeitgeber besprechen, welche alternativen Aufträge es vielleicht für Sie gibt. Hierdurch zeigen Sie, dass Sie bereit sind, mitzudenken und an einer Lösung zu arbeiten. Heben Sie die beiderseitigen Vorteile hervor.
* Bieten Sie an, zu Hause zu arbeiten und die Zeiten zu registrieren.
* Besprechen Sie die Möglichkeit, (Familien-)Pflegezeit zu nehmen. Hierfür können Sie sich über das Pflegetelefon (Telefon +49 30 2017 9131) vom „Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend” oder einem Pflegestützpunt in Ihrer Nähe beraten lassen. Außerdem gibt es ein Sozialberatungstelefon des Sächsischen KinderPalliativ Zentrums (Telefon: +49 351 4581 4343), das bundesweit Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern berät.
Teilzeit? Krankschreibung? Was passt zu uns?
Es kann auch sein, dass Sie zeitweise nicht oder nur in Teilzeit arbeiten können. In dieser Situation sind die folgenden Tipps zu überdenken:
* Schauen Sie in Ihrem Vertrag oder den Regeln Ihres Unternehmens nach, welche Vereinbarung es für die Lohnfortzahlung bei Krankheit und Abwesenheit gibt. Oder fragen Sie in der Mitarbeitervertretung oder in Ihrer Gewerkschaft nach.
* Es ist gut, regelmäßig (z.B. einmal in der Woche) Kontakt mit Ihrer Vorgesetzten zu haben, am besten nicht nur informell.
* Geben Sie Ihrem Arbeitgeber genügend Information über die Situation Ihres Kindes und Ihrer Familie, evtl. sogar mit Therapieplan, Arztbrief usw. Evtl. auch eine Kopie für Ihre Personalakte. Wenn Sie hierbei offen sind, werden Sie wahrscheinlich mehr Unterstützung erfahren. So kann die Arbeit den aktuellen Gegebenheiten in Ihrer Familie angepasst und kurzfristige Absprachen gemacht werden.
* Der psychosoziale Dienst im Krankenhaus kann Ihnen helfen, ein Gespräch mit Ihrer Arbeitgeberin vorzubereiten oder in Ihrem Namen Kontakt aufzunehmen.
* Haben Sie als Folge der Situation selbst gesundheitliche Probleme? Wenn ja, bitten Sie ihre Hausärztin um einen Brief an Ihren Arbeitgeber. Sie können sie auch bitten, sowohl mündlich als auch schriftlich Ihren Betriebsarzt zu informieren.
* Sie können auch Ihrer Betriebsärztin die Einwilligung geben, Kontakt mit Ihrem Hausarzt aufzunehmen.
* Gehen Sie am besten mit einer Begleitperson zum Gespräch mit dem Betriebsarzt. Diese kann Sie unterstützen, wenn es nötig sein sollte. Und vier Ohren hören mehr als zwei.
* Bitten Sie die Betriebsärztin um einen Gesprächsbericht oder eine Kopie ihrer Aufzeichnungen.
* Auch ein Betriebsrisiko kann ein Argument sein, um sich krank zu melden. Ist das bei Ihnen der Fall? Dann besprechen Sie das mit Ihrem Arbeitgeber. Es kann sich hierbei zum Beispiel um Konzentrationsprobleme bei einem Lastwagenfahrer oder einer Kranführerin handeln oder, wenn Sie auf dem Bau in großer Höhe arbeiten. Aber es gibt auch andere Situationen, in denen dies eine Rolle spielt.
* Kommen Sie mit Ihrem Arbeitgeber nicht klar, können Sie auch Kontakt mit der Betriebsärztin aufnehmen, um zu schauen, ob durch Vermittlung eine Regelung zu erreichen ist. Sie können auch überlegen, mit der Gewerkschaft, einem Rechtsbeistand oder anderen Professionellen (z.B. aus Ihrem sozialen Netzwerk) Kontakt aufzunehmen. Lassen Sie ein Protokoll dieser Gespräche anfertigen. Schalten Sie bei Bedarf juristische Hilfe ein, z.B. über den Deutschen Kinderhospizverband, der eine Rechtsberatung für betroffene Eltern anbietet.
* Es macht Sinn, sich eine (digitale) Mappe anzulegen, in der Sie alle Mails, Briefe, Berichte usw. zwischen Ihnen und Ihrer Arbeitgeberin aufbewahren. Auch ein Logbuch mit allen Kontakten mit dem Arbeitgeber kann sich als sinnvoll erweisen. Hier können Sie für jedes Gespräch das Datum, die Gesprächspartner (inkl. Funktion), besprochene Themen, Absprachen, die Stimmung des Gespräches usw. festhalten. Ein solches Logbuch gibt Ihnen eine Übersicht und kann Ihnen Gedankenstütze sein. Trotzdem ist es wichtig alle Absprachen schriftlich festzuhalten.