Ihre Familie
„Ich habe meinem Kind in meinen eigenen Worten erzählt, was los war. Das wollte ich selbst machen!“
Und nun? Was erzählen wir unserem Kind? Und wie erzählen wir es? Wie stellen wir sicher, dass unser Kind trotz allem ein möglichst normales Leben hat? Hier finden Sie einige Hinweise, die Ihnen helfen können, Antworten auf solchen Fragen zu finden…
Sie kennen Ihr Kind am besten und Ihre Intuition lässt Sie in der Regel genau spüren, was Ihr Kind braucht.
Wie lange wartet man, bis man mit seinem Kind spricht?
Kann Ihr Kind verstehen, welche Krankheit es hat oder welche Behandlung bevorsteht? Es ist wichtig, nicht zu lange zu warten, ihrem Kind davon zu erzählen. Denn: Kinder spüren meistens genau, wenn etwas nicht stimmt. Sie kriegen z.B. etwas mit, wenn ihre Eltern telefonieren oder leise miteinander reden. Solange Kindern nichts gesagt wird, ziehen sie schnell ihre eigenen Schlüsse, die nicht immer richtig sind.
Wenn ein Kind nicht sprechen kann
Auch wenn ein Kind wegen einer Krankheit oder Behinderung nicht sprechen kann, und vielleicht das Gesagte nicht wortwörtlich versteht, hilft es ihm, wenn man mit ihm redet: Es bekommt viel über Körpersprache mit und die Atmosphäre wird ganz genau wahrgenommen. Während Sie mit Ihrem Kind sprechen (z.B. beim Waschen, Anziehen oder Essen) reagiert es auf Ihre Nähe und Intonation. Dies kann helfen, die Emotionen Ihres Kindes zu regulieren.
Wie erzähle ich meinem Kind, dass es krank ist?
Wenn Sie Ihrem Kind erzählen, dass es krank ist, hilft es oft, mit einem kurzen einleitenden Satz zu beginnen, der an etwas anknüpft, das Ihr Kind bereits kennt: z.B. „Weißt Du noch, dass wir im Krankenhaus waren…“ Anschließend können sie gerne in eigenen Worten und ohne viel drumherum zu reden, erklären, was los ist. Ehrlichkeit und Offenheit sind hier am allerwichtigsten. Das bedeutet, dass Ihr Kind auch Ihre Emotionen mitbekommen darf. Die gehören halt dazu. Ein Versuch, die eigenen Gefühle zurückzuhalten, würde eher verwirrend für Ihr Kind wirken. Wie reagiert Ihr Kind auf das Gesagte? Es gibt keine falsche Reaktion: manche Kinder sind still, andere reagieren ganz laut oder laufen sogar davon. Manche möchten mehr hören, manche haben 1000 Fragen. Anderen Kindern reicht es für den Moment erst einmal aus. Wenn das der Fall ist, können Sie jederzeit, z.B. wenn Ihr Kind Fragen hat, mehr erzählen. Zu vielen Krankheiten und Behandlungen gibt es auch Informations-Material und Bücher extra für Kinder. Sie können sicher mehr dazu im Krankenhaus erfahren oder Sie schauen im Bücherregal dieser Webseite vorbei.
Der Arzt hat schon mit meinem Kind gesprochen
Wenn Ihr Kind von der Ärztin gehört hat, dass es krank ist, ist es wichtig, dies in einem ruhigen Moment nochmal nachzubesprechen. Sie können Ihr Kind fragen, was es verstanden hat und nochmal mit eigenen Worten erklären, was gesagt wurde. Kinder profitieren oft sehr davon, alles nochmal von Ihnen zu hören. Sie vertrauen Ihnen und fühlen sich oft freier, Fragen zu stellen, die sie dem Arzt nicht zu stellen wagen.
Medizinische Maßnahmen
Viele Eltern von Kindern mit schwerer Krankheit führen bestimmte medizinische Maßnahmen durch: sie legen z.B. eine Magensonde oder messen den Blutzuckerwert ihres Kindes. Das gibt einerseits eine bestimmte Unabhängigkeit. Andererseits kann es auch zu Spannungen führen, wenn die Maßnahme sehr unangenehm für das Kind ist. Falls das so ist, können Sie überlegen, ob bestimmte Maßnahmen z.B. von einem Pflegedienst übernommen werden sollen. So können Sie einfach Vater oder Mutter sein und Ihr Kind während der Maßnahme unterstützen und trösten.
Erziehung eines kranken Kindes
So schwierig es auch sein mag, es ist dennoch wichtig, Ihr Kind so normal wie möglich zu erziehen. Dazu gehören auch Regeln, Vereinbarungen und Grenzen. Diese geben Kindern Klarheit und ein Gefühl der (Grund)-Sicherheit.
Gefühle
Manche Kinder reden viel mit ihren Eltern über ihre Krankheit. Andere Kinder sind eher verschlossen ihren Eltern gegenüber. Jeder Mensch hat seine eigene Art, mit seinen Gefühlen umzugehen. Das ist bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen. Musik hören, sich mit Freunden unterhalten, zeichnen, Sport treiben usw. sind bewährte Möglichkeiten, Angst, Wut, Traurigkeit, Frustration oder Ohnmacht abzubauen.
Ehrenamtliche und professionelle Unterstützung
Eine Krankheit ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische Belastung für ein Kind. Es ist darum völlig normal, wenn es (eine Weile) extra Unterstützung braucht: z.B. von einem ambulanten Kinderhospizdienst oder Kinder-Psychologen. Schauen Sie gerne zusammen mit den behandelnden Ärzten, welche Möglichkeiten es gibt und was am besten zu Ihrem Kind passt.
Schule
Es kann sein, dass ein Kind auch in der Schule zusätzliche Hilfe oder Hilfsmittel braucht, z.B. einen Rollstuhl, Sauerstoff oder jemanden, der den Blutzuckerwert misst. Es ist wichtig, diese Fragen mit der Schule zu besprechen. Oft kann das Kind, mit einigen Anpassungen, seine vertraute Schule weiter besuchen. Manchmal eignet sich eine andere (z.B. integrative) Schule besser für das Kind. Wenn z.B. der Transport in die Schule für Ihr Kind zu anstrengend ist, ist vielleicht auch eine Heimbeschulung möglich.